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Glocken von St. Marien, Nikolai und Petri die Bürger zu den Waffen riefen. Während die Viertelsmeister ihre Abteilungen ordneten und demnächst die bedrohte Seite besetzten, sammelte sich die schwer geharnischte berittene Bürgerschaft und nährn Aufstellung in der Nähe des Gertrandtentores (an der heutigen Gertraudtenbrücke).
Inzwischen war der Komtur bis auf Bogenschußweite vor das Köpenicker Tor gerückt und hatte hier, also in der Gegend der jetzigen Alten Jakobs- und Roßstraßen-Ecke seine Scharen zum Sturme geordnet. In der vorderen Reihe standen die Bauern der Ordensdörfer mit Faschinen, Wollsücken, Schippen, Hacken und Äxten, zwischen ihnen die Träger mit den Sturmleitern. Darauf kamen die Söldner mit Lanzen, Morgensternen, Helle-barden und Schwertern; hinter diesen standen die Armbrustschützen und die Reiterei, deren größter Teil als Fußvolk focht. Colditz gab deu Befehl zum Vormarsch, und unter dein Schlachtruf des Ordens „St. Johann!" setzte sich die feindliche Sturm-kolonne gegen das Tor in Bewegung.
Der Bürgermeister von Cölln, Siegmund von Rathenow, der auf gegnerischer Seite den Befehl führte, ermunterte die Seinen zur Tapferkeit, und diese überschütteten die erste Reihe der feindlichen Kolonne derart mit Pfeilen und Steinkugeln, daß sie ins Wanken geriet und die Bauern die Flucht ergriffen. Inzwischen war die Reiterei der Städte durch das Gertraudtentor getrabt, hatte die Wasserschlenke, welche die linke Flanke der Johanniter deckte, umgangen und war im Rücken des Feindes erschienen. Da inan ihr Anrücken von den Türmen aus deutlich sehen konnte, so fielen im geeigneten Moment die Zugbrücken des Köpenicker Tores, und heraus stürzte unter Leitung ihrer Gewerksmeister das Fußvolk der Innungen. Die Söldner, die dem ersten Angriff ausgesetzt waren, wehrten sich tapfer: die Ritter eilten zu ihren Rossen, saßen auf und warfen sich der Reiterei entgegen. Längere Zeit schwankte der so entbrannte Kampf; auf beiden Seiten wurde mit gleicher Erbitterung gefochten. Endlich aber blieb dem Komtur nichts anderes übrig, als den Befehl zu geben, sich durchzuschlagen und den Rückzug anzutreten, wobei, ba die Richtung nach Tempelhof sich den Rittern verlegt fand, diese schließlich bett Weg nach Köpenick einzuschlagen gezwungen waren.
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Extrahierte Personennamen: Colditz Johann Johann Siegmund_von_Rathenow
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Georg nahm den Schein an, als sei den Angaben des alten Lehnsträgers kein Glauben beizumessen. Er befahl, daß Queiß sich dem Zuge nach Friedersdorf anschließen solle, damit der Schäfer in Gegenwart des Klägers seine Rechtfertigung anbringen könne. Der Alte aber dachte der Drohungen und blieb daheim; er fürchtete eine Falle für seine Person. Trotzdem setzte er seine Bitten an den Bischof wie das Domkapitel fort, nachdem inzwischen noch ein paarmal der rote Hahn auf seinem Dache gekräht hatte. Umsonst, der stolze Bischof ließ ihn jetzt seine Macht fühlen. Energisch wies er ihn ab mit dem Bescheid, er möge ihn nicht länger behelligen.
Das entschied. Zwei befreundete Ritter, Nickel von Minkwitz auf Sonnenwalde und Otto von Schlieben auf Schloß Baruth, waren rasch von dem alten Queiß gewonnen, und nun ward geplant, in aller Stille den Bischof auf seinem Schlosse zu Fürstenwalde zu überfallen und auszuheben. Die beiden Ritter hatten ein Fähnlein von 60 Reitern zusammengebracht, als sie eines Tages von Sonnenwalde her ihren Rachezug antraten. Das Glück schien mit ihnen zu sein. Noch ehe sie Fürstenwalde erreichten, hatte sich der Hanse schon auf 400 freiwillige Reiter vergrößert, die sich auf dem 11 Meilen langen Wege angeschlossen hatten. In der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1528 stiegen sie still von den Stor-kower Höhen in das Tal hinab, und bald hielt der ganze Trupp im Busch versteckt kampfbereit vor dem Spreetore von Fürstenwalde. Dieses war aber, wie vorauszusehen, geschlossen, und die Ringmauer zu erklimmen, frommte den wackeren Raubgesellen auch wenig. Man ersann eine List. Einige Leute hatten bald ausgekundschaftet, daß in der Vorstadt mehrere Fuhrleute aus Preußen auf der Rückreise von Leipzig nach der Heimat über Nacht ausgespannt hatten. Ein gewandter Diener des Ritters von Schlieben, namens Hermann Schnipperling, ward dazu oübersehen, den hinter Busch und Erlen versteckten Reitern die Tore der Stadt zu öffnen. Durch ein ansehnliches Trinkgeld überredete er die geldgierigen Polen bald, ihn für einen der Ihrigen auszugeben und ihm zu gestatten, sich ihrem Zuge anzuschließen. Als der letzte der kleinen Karawane hielt Schnipperling seinen Einzug in die Stadt. Als er nun des Torwächters ansichtig wurde, der auf der Brücke musternd stand, ritt er dicht heran und bat ihn freundlich, doch den Riemen seines Sattels etwas fester zu schnallen.
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Extrahierte Personennamen: Georg Nickel_von_Minkwitz Otto Schloß_Baruth Hermann_Schnipperling
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Die Freveltat des Minkwitz erregte im ganzen Lande die tiefste Empörung. Auch Dr Martin Luther gab unverhohlen seinem Groll und Abscheu zu wiederholten Malen kräftigen Ausdruck.
Der stolze Bischof war inzwischen geraden Weges nach Schloß Grimnitz geeilt, wo sich Joachim I. eben aufhielt. Der Kurfürst befahl sofort die Entsendung eines seiner Diener, Martin Böhm, der mit 8 Reitern den Räubern nachsetzen und erspähen sollte, wohin sie mit dem Raub und ihren Gefangenen zögen. Doch die Minkwitzschen Gesellen waren anf ihrer Hut. Bei Dobrilugk überraschten sie den kleinen Trupp, und noch ehe sich Martin Böhm in den Sattel schwingen konnte, um davouzureiteu, fiel er durch einen Dolchstich von Schliebens Hand. —
Schleunigst ließ nun der Kurfürst durch die Mark ein allgemeines Aufgebot ergehen. Man wollte Schloß Sonnenwalde zerstören und Minkwitz dem Gericht übergeben. Bald stand ein bewaffnetes Heer von 6000 Reitern und 40 000 Mann Fußvolk vor den Toren Berlins zum Kampfe bereit. Aber der Fuchs Minkwitz war inzwischen auch nicht untätig gewesen. Er hatte das Schloß in einen so furchtbaren Verteidigungszustand gesetzt, daß es nach damaliger Kriegsführung uneinnehmbar erscheinen mußte. Dann war Minkwitz ins Ausland gereist, um zahlreiche Truppen anzuwerben, mit denen er in die Mark einzufallen gedachte, sobald man an die Erstürmung seines Schlosses ging. Diese ganze Fehde, die noch jahrelang dauern sollte, hatte den Kurfürsten schon nicht weniger als 50 000 Gulden gekostet. Allmählich mochten in ihm doch wohl Bedenken an dem Gelingen des Krieges aufsteigen, Bedenken, die sehr wohl einen Sieg des tollkühnen und verwegenen Gegners in Aussicht stellten. Kurzum, die Belagerung von Sonnenwalde ward wieder aufgehoben. 14 Tage nach dem Aufgebot ließ der Kurfürst das gewaltige Heer wieder auseinandergehen. Er hatte jetzt einen anderen Weg ausersehen, Minkwitz zu züchtigen.
Er verklagte ihn beim Reichskammergericht wegen Landfriedensbruches. Bis in den Oktober hinein hatte der Sonnenwalder außerhalb der Mark Truppen geworben, da entließ er sie wieder. Des Reiches Acht hatte ihn ereilt. Als vogelfreier Mann irrte er sechs Jahre umher, überall Schutz und Zuflucht vor den Nachstellungen des Kurfürsten wie des Bischofs von Lebus suchend. Bald in Sachsen auftauchend, wo er auch einmal durch den Herzog
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Bürgermeister entführt und überhaupt euch so in Alarm gebracht habe. Indessen ist es so schlimm nicht. Es ist nichts weiter, als daß ihr euch heute mit den Berlinern zu Wasser und vielleicht auch zu Lande schlagen sollt. Massen liegen dort und Brustharnische und Helmhauben auch; diese nehmt. Der Herr Bürgermeister wird alles weiter anordnen, und wehrt euch tapfer!"
Nun wurden ihnen hölzerne Spieße, alle von einerlei Länge und Stärke, Helme und Harnische zugeteilt, damit sie sich zum Streite bewaffnen sollten. Als sie zur Stadt zurückkehrten, verwandelte sich der Schrecken in Jubel, und alles beeiferte sich, das Seinige beizutragen, um den Spaß vollkommen zu machen.
Da der neue Spandower Groß-Admiral wußte, daß die feindliche Berliner Flotte aus 30 Segeln bestehen würde, so suchte er in der Eile aus den stets hier bereit liegenden Strom-schissen ebenfalls einige zwanzig zusammenzubringen und zu bemannen. Geübte Steuerleute waren auch bald gefunden^ und jedes Schiff wurde mit einigen zwanzig Streitern unter einem Anführer besetzt. Auf das Admiralschiff wurde der Stadtmusikusbestellt, und so wohl gerüstet und geordnet erwarteten sie den Feind.
Die Flotte hatte sich bei der Festung links vor dem Platze an der heutigen Schleuse vor Anker gelegt. Auch hatte der Herr Bürgermeister die Vorsicht gebraucht, die Fischer vom Ring zu beordern, daß sie mit ihren Kähnen bei der Hand sein, und wenn einer der Schiffer oder Streiter über Bord fiele, denselben sogleich retten möchten.
Um 9 Uhr sah man die vereinte Berliner und Cöllner Flotte, die sich am Tegeler See bewaffnet und formiert hatte, die Havel, herunter gefahren kommen. Sie steuerten, den Eiswerder rechts lassend, nach der kleinen Malche und legten sich dort vor Anker,, um sich zum Streit noch besser anzuschicken und das Signal zu erwarten. Voran lag das Admiralschiff mit dem Berliner Wappen^ einem Bären im weißen Felde, am Vorderteil. Alle Schiffe waren mit prächtigen Flaggen und die Segelbäume und Stangen mit bunten Bändern geschmückt. Die Steuerleute und Ruderer trugen runde, mit roten Bändern umwundene Hüte und grüne Federbüsche. Die meisten Schiffe waren mit Zelten von bunt-gemalter Leinwand überspannt, und die Streiter, die mit den^ selben Waffen wie die Spandower versehen waren, waren auf
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geträumt! Aber mit einer solchen Nase träume da einer! Wetter, mir wächst ein Kürbis im Gesicht, — also das war der Dersflinger!? O Rolf, Rolf, Rolf, das ist wieder eine Geschichte, wie sie nur uns beiden passieren kann! O Korporal Kok, wenn es nur dem großen Marschall Wrangel nicht ebenso ergeht wie uns zweien!"
Es hatte allen Anschein, daß das wohl der Fall sein könne. Um diese Zeit nämlich war an dem Havelübergang, von Genthin her, ein Reiter mit großem Gefolge von, wie es sich anließ, hohen Offizieren, die alle ihre Pistolen auf den Sattelknopf gestützt hatten, mit einem mächtigen Gefolge von Wachen, Trompeten und Standarten erschienen und hielt, nach der Stadt hinüberhorchend. Dort hörte das Feuer allmählich auf, und einzelne Reiter sprengten von ihr wieder zurück: die zweite Zugbrücke mußte demnach auch genommen sein. Und einer dieser Kavaliere näherte sich dem hohen Befehlshaber, riß den Hut ab und neigte sich bis auf die Mähne seines Gauls. „Kurfürstliche Durchlaucht, wir haben Rathenow, wir haben den Wangelin und den Weg zum Rhin!"
„Der Brandenburger! Der Brandenburger auch!" ächzte der schwedische Mann an der Brüstung zwischen dem Pfahlwerk der Brücke, und ohne die Antwort kurfürstlicher Durchlaucht abzuwarten, kroch er über den Rand, rutschte die Böschung hinab, glitt in das Weidengebüsch der Havelinsel und fand daselbst trotz Nebel, Betäubung, Aufregung und Blutverlust noch zwei von den Dragonerpferden der Wachtabteilnng des Korporal Kok, angstvoll an ihren Strängen zerrend. Im nächsten Moment schon saß der brave Alte im Sattel des einen Tieres und jagte über den Werder hin, links ab. Da die Passage auf Rathenow von dem Generalfeldmarschall Derfflinger jetzt vollständig frei gemacht war, so ging der Marsch der sechstausend vom Rhein her zu Hause anlangenden brandenburgischen Reiter über die Brücken. Der Werder, über den die Obersten Kanne und Kanowsky zuerst an die Stadt gelangten, war wieder leer. Der Nebel hatte sich allmählich in einen feinen Regendunst verwandelt, und der sumpfige Boden dröhnte nur wider von dem Stampfen einiger verwundeter Pferde, die wie Geistererscheinuugeu durch den grauen Dunst taumelten, strauchelten und schossen.
Die Furt, welche die Dragoner des Derfflingers erst mit einiger Mühe gefunden hatten, kannte der Korporal Sven von
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mehreren Rekognoszierungen aus gut genug. Er befand sich mitten im Strom und erreichte den Steindamm am linken Ufer, ohne sich umzusehen. „Es ist aus, Rolf Kok! Sie haben dich mit dem Obristen tot oder lebendig!" rief er jammernd und jagte weiter. Unschlüssig, ob er sich gegen Havelberg zum Feldmarschalk Karl Gustav, oder gegen Pritzerbe zu dessen Stiefbruder, dem Grafen Waldemar, wenden solle, jagte er fürs erste geradeaus in die lieblichen Sümpfe und Heiden der wackeren Mark Brandenburg hinein.
Das waren eilige Tage, und nimmer ist in der Welt so scharf geritten worden wie in diesem Juni des Jahres 1675 in der Mark; sowohl vom Kurhut Brandenburg als auch von der Krone Schweden!
Neun Tage schon hatte die kurfürstliche Kavallerie nicht abgesattelt, und nun sprangen auf die Kunde von der Einnahme von Rathenow, im jähen Schreck und aller Verstörung, auch die schwedischen Herren in die Sättel. Von Havelberg brach eilends der Feldmarschall Wrangel auf; von Brandenburg und Pritzerbe sein Stiefbruder. In aller Hast ging der Marsch der beiden so unvorsichtig geteilten Heeresflügel, ein spitzwinklig Dreieck durch Bruch, Moor, Heide und Kieferwald ziehend, auf den durch alte Schlachten berühmten Kremmer Damm zu, um eine Vereinigung daselbst herzustellen und, was noch zu retten war, vor dem zornigen Hausherrn zu retten, ehe kurfürstliche Durchlaucht, die in der Mitte der beiden Schenkel dieses Dreiecks geradeaus ebenfalls einen Strich auf Fehrbellin zogen, den ungebetenen Gästen auch da an der Tür aufwarteten.
Drei Tage ritten sie noch, da trafen sie zusammen und geschah die wundervolle Schlacht, die wir leider hier nicht zu beschreiben haben. Unsere Aufgabe ist es, uns nach dem tapferen Korporal Rolf Rolfsort Kok umzutun und zu erkunden, wie es ihm zu Hause weiter erging.
Wir haben gesehen, wie auch er sich eilends ausmachte, als er die Ankunft der Brandenburger in Erfahrung gebracht hatte. Obgleich ihn mehr als sechzigjährige Beine trugen, so beflügelte die Vorstellung, daß der Generalfeldmarfchall Derfslinger mit feinen neunundfechzig Jahren hinter ihm fei, feine Schritte auf den Havelbrücken nicht wenig, und er kam richtig noch vor dem alten Herrn in der Stadt Rathenow an.
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Extrahierte Personennamen: Rolf_Kok Karl_Gustav Karl Gustav Waldemar Rolf_Rolfsort
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„Alarm! Alarm! Feindio! Feindio!"
Ach, der Korporal Rolf Rolfson Kok hatte leider bei seinem Ruf zu den Waffen nicht auf den Herrn Landrat von Briest gerechnet. Der hatte nämlich in Erwartung der Dinge, die von Süd-westen her kommen sollten, seinen schwedischen Gästen eine große Bewillkommungsfestivität zurecht gemacht, den Offizieren selber mit Beihilfe eines löblichen Magistrates zugetrunken und auch der gemeinen Soldateska durch gemeine Bürgerschaft auf feine Kosten wacker zutrinken lassen. Die Folge davon war, daß die Brandenburger, als sie unter dem Derfflinger und dem Prinzen mit dem silbernen Bein, dem Prinzen von Homburg, eiudraugeu, die meisten der Helden aus Mitternacht im tiefsten Rausch und süßesten Schlummer vorfanden und sie somit ohne viele Mühe totschlagen konnten. Die, welche in etwas bei Besinnung waren, wehrten sich freilich tapfer genug in den Gassen und auf und an den alten, morschen, mittelalterlichen Mauern und Toren; allein auch sie wurden mit verhältnismäßig geringer Mühe niedergemacht oder gefangen. Von den sechs Kompagnien, die mit dem Obristen von Wangelin in Rathenow eingerückt waren, retteten höchstens ein Dntzend Leute das Leben und die Freiheit, und unter diesen vom Glück Begünstigten befand sich gottlob auch unser guter Freund, der Korporal Rolf. Wie der Korporal Sven an der Böschung des Haveldammes, so glitt er an Wall und Mauer der Stadt Rathenow hinunter, fiel, von Fortuna noch einmal in Schutz genommen,, auf ein ledig Reiterpferd des Herrn Obristleutnant Kanne und galoppierte nunmehr gleichfalls und ebenso betäubt und schwindelnd wie der Kamerad in den Morgen und in die Mark Brandenburg hinein.
Wilhelm Raabe (Der Marsch nach Hause).
/ 35. Aufopfernder Heldenmut eines brandenburgischen Soldaten.
1. Als der Große Kurfürst am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin die Schweden aufs Haupt geschlagen hatte, suchte er ihre durch diesen glänzenden Sieg hervorgerufene Bestürzung zunächst zur Eroberung des Herzogtums Pommern zu benutzen, dessen feste Städte größtenteils noch in schwedischen Händen waren. Verschiedene Heeresabteilungen wurden gleichzeitig zur Eroberung.
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Extrahierte Personennamen: Rolf_Rolfson_Kok Rolf Sven Wilhelm_Raabe Wilhelm
leben Gelbsack, jebe Rechnnng genau durchsehen. Euer Ebeln wissen, daß der König oft auf Reisen ist, plötzlich, ohne daß jemand es <thnt, auf dem Platze erscheint, und dann geht es los. Die Soldaten müssen antreten, die Beamten Bücher und Kassen ausmachen, die Prediger ihre Listen vorlegen, die Schullehrer genau berichten, wie es mit den Jungen steht. In Küstrin galt es, eine Militärbesichtigung zu halten. In der Morgendämmerung fuhr der König in die Stadt. Zehn Minuten darauf Alarm, Wirrwarr und Spektakel; eine halbe Stunde später stand die ganze Besatzung unter Gewehr. Als ich um sechs Uhr beim Exerzierplatz am , Tore vorbeikutschierte, war der König noch zwischen den Reihen der Soldaten und untersuchte jedes Mannes Uniform genau bis auf den letzten Gamaschenknopf. Weil ich nun fürchtete, Seine Majestät möchten mich in meiner schwarzen Amtstracht als einen Beamten erkennen und ein Examen mit mir anstellen, so trieb ich den Kutscher zur größten Eile an und kam glücklich davon. In Neudamm hörte ich, daß der König um sieben Uhr seine Besichtigung der Soldaten beendet haben werde und irgenb eine anbere Stadt durch seinen Besuch erschrecken wolle."
Der Rat lächelte wieber. „Wir werben ja hören, wohin Seine Majestät sich gewanbt haben," sagte er, „meist sinb es doch nur Stellen, die einer Inspektion bedürfen." — „O nein, Ehren," erwiderte Glöckner, „der König macht keine Ausnahmen. Nach seiner Anficht kann jeder Mensch ein Betrüger sein. Es kann jeder an die Reihe kommen." — „Nun, wir werden ja sehen, wen die königliche Revision treffen wird", rief Happelius. „Ah, da kommt der Hammelbraten", setzte er schmunzelnd hinzu, als die Köchin mit der großen, blau geblümten Schüssel erschien, auf welcher der Braten dampfte.
3. In diesem Augenblick stürzte der Amtsdiener in den Flur und rief: „Der König kommt!" Da donnerte schon mit großem Gerassel ein Wagen die Gasse herab und hielt vor dem Amtsgebäude. Die Flurtür wurde geöffnet, und die erschrockene Tischgesellschaft sah den König nebst zwei Offizieren eintreten. „Guten Tag!" rief der König, feinen Hut lüftend, „da wären wir ja — gerade zur rechten Zeit! Potztausend, es riecht gut — hm — Hammelbraten mit Rüben — die Hand her, lieber Rat, ich bin wahrhaftig recht hungrig. Geb' Er mir zu essen, Happelius!" Er nahm fofort am Tische Platz. „Frau Rätin," fuhr er fort,
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Meine Generale Schwerin und Feldmarschall von Keith und der Generalmajor von Zieten feind allemal bereit. Kotz Mohren, Blitz und Kreuzelement, wer den Fritz und feine Soldaten noch nicht kennt!"
„Nun adjö, Lowise, wisch ab das Gesicht,
eine jede Kugel, die trifft ja nicht!
Denn traf' jede Kugel apart ihren Mann, wo kriegten die Könige ihre Soldaten dann?
Die Musketenkugel macht ein kleines Loch,
Die Kanonenkugel ein weit größres noch; die Kugeln feind alle von Eisen und Blei, und manche Kugel geht manchem vorbei.
Unsre Artillerie hat ein vortrefflich Kaliber,
und von den Preußen geht keiner nicht zum Feinde nicht über.
Die Schweden, die haben verflucht schlechtes Geld;
wer weiß, ob der Ostreicher besseres hält.
Mit Pomade bezahlt den Franzosen sein König.
Wir kriegen's alle Woche bei Heller und Pfennig.
Kotz Mohren, Blitz und Kreuzsackerment,
wer kriegt so prompt wie der Preuße sein Traktement!
Fridericus, mein König, den der Lorbeerkranz ziert,
ach, hätt'st du nur öfters zu plündern pemittiert,
Fridericus Rex, mein König und Held,
wir schlügen den Teufel für dich aus der Welt!"
Wilibald Alexis.
42. Die Exekution.
„Wer da wiederbringt den Deserteur, dreißig preußische Taler sein Douceur!"
Vorgetrommelt ward's der Kompanei; pfeifend in die Trommelmelodei aber macht ein jeder Kam'rad sich seinen Text noch zu absonderlich,
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Extrahierte Personennamen: Keith Kotz_Mohren Fritz Kotz Mohren Alexis
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entzündet sich's: so sprüht aus dunkler Luft ein Blitz.
Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen,
sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne Zeichen —
Nicht irrst du, das ist König Fritz.
4. Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten? Denkt er an Kunersdorf, an Roßbach oder Leuthen,
an Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach? Wie dort im roten Qualm gegrollt die Feldkanonen, indes die Reiterei mit rasselnden Schwadronen der Grenadiere Viereck brach?
5. Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde,
Ein Friedensgruß, wo jüngst die Kriegespauke scholl?
Ersinnt er einen Reim, der seinen Sieg verkläre,
oder ein Epigramm, mit dem bei Tisch Voltaire, der Schalk, gezüchtet werden soll?
6: Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten, da er im Mondenlicht in seines Schlafrocks Falten die sanfte Flöt' ergriff, des Vaters Ärgernis; des treuen Freundes Geist will er heraufbeschwören, dem — ach, um ihn — das Blei aus sieben Feuerrohren die kühne Jünglingsbrust zerriß.
7. Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer vollern, den immer kühnern Flug des Aars von Hohenzollern,
der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht?
Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lausche und bangend, wenn daher sein schwarzer Fittich rausche? — O nein, das alles ist es nicht.
8. Er murrt: „£) Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke, dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke!
August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt! Was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen! Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein', erschein', o Morgen, der uns den Götterliebling bringt!"
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Extrahierte Personennamen: Fritz Hochkirchs August